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23. Juni bis 28. Oktober 2018

Sonderausstellung

Trophäe und Aberglaube

Jagdliche Heil- und Wundermittel

Die Jagd ist so alt wie die Menschheit selbst. Dies gilt auch für die Jagdtrophäe, die bei näherer Betrachtung weit mehr ist als repräsentativer Wandschmuck. Fast alle Teile eines erlegten Wildes waren seit Jahrtausenden geschätzt und begehrt, ob als Speise, zur Herstellung von Alltagsgegenständen und Kleidung oder als Arzneimittelschatz und Zaubermittel. Der seinen Schwierigkeiten und Ängsten ausgelieferte Mensch versuchte durch die Beschaffung von Federn, Krallen, Zähnen und Knochen bestimmter Tiere Anteil an deren Eigenschaften zu erlangen.

Diese Denkweise scheint auf den ersten Blick abwegig. Versetzt man sich jedoch in die Vorstellungswelt früherer Zeit, deren elementare Grundlage Animismus und Sympathieglaube darstellte, werden einige der Anschauungen und Praktiken etwas verständlicher.

Der gesamte Lebensalltag war von diesen Prinzipien der Analogie (äußere Faktoren weisen auf eine innere Verbindung hin) und der Sympathie (alles in der Natur sei mit allem verwandt) bestimmt. Dies galt insbesondere bei Interpretation des Unerklärlichen, wie Naturerscheinungen oder Krankheiten. Die Volksmedizin verband diese Lehren mit religiösen Weltanschauungen, was sich häufig in zum Teil abstrus anmutenden Rezepturen und Praktiken niederschlägt, jedoch aus der Sicht des damaligen Weltbildes durchaus logisch erklären lässt.

Gemäß dem magischen Gesetz der Übertragung bzw. des Pars pro toto wird jeder Teil des Jagdwildes zu einer Kraftspende für den, der damit in Berührung kommt.

Das Blut als Sitz des Lebens war ein bedeutendes Heilmittel und sollte, möglichst noch warm getrunken, etwas von der Seele des Tieres, seiner Stärke und seiner symbolischen Kraft in einen Menschen übergehen lassen.

Die Waffen des Tieres waren für den Menschen schon immer Symbole von Stärke und Macht. Ihr Besitz bedeutete, an dieser Kraft teilzuhaben.

Spricht ein Jäger heute über seine Jagdtrophäen, denkt man gemeinhin an Hirschgeweihe, Rehkrickerln oder Gamskrucken, montiert auf geschnitzten Holzschildern als Schmuckelement in ländlichen Gasthäusern oder im privaten Wohnzimmer. Die Verwendung von Jagdtrophäen als Amulette, Heil- und Wundermittel zeugt jedoch nicht nur von der Vorstellungswelt früherer Zeit, sondern insbesondere von der großen Wertschätzung, die der Mensch dem Tier und der gesamten Natur entgegenbrachte.

Die Ausstellung sieht sich diesem Aspekt verpflichtet. Dem kleinsten Knöchelchen und der kleinsten Feder eines Tieres wird als „Trophäe“ im Sinne vergangener Jahrhunderte größte Anerkennung entgegengebracht. Die „jagdlichen Heil- und Wundermittel“ symbolisieren diese starke Verbindung zur Natur, ihre respektvolle Aneignung und Würdigung.

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Publikation zur Ausstellung